Winterzeit ist bevorzugt Studiozeit, wobei es sich natürlich zu jeder Jahreszeit lohnt im Freien zu shooten. Nun ist das Studio aber mal da, schön warm und wetterunabhängig, also nutzen wir es für ein paar schöne Portraits. Die annähernd 10 Meter lange Fensterfront ist im Hochsommer eher ein Fluch, aber im Winter sorgt sie an solch trüben Tagen wie heute für ein sehr weiches, gleichmäßiges Licht im Raum.

Für diese freie Arbeit habe ich mir bei der Vorbereitung Instagram zu Nutze gemacht, meinem „Wunsch-Model“ eine Nachricht geschickt und sie zu einem Kaffee ins Studio eingeladen. Wie man mit den Möglichkeiten von Socialmedia umgeht, ist natürlich jedem selbst überlassen, aber ich finde es sehr angenehm, eine mir unbekannte Person, im Vorfeld einer freien Zusammenarbeit, erst einmal zu treffen und zu schauen, ob sich beide Seiten eine Zusammenarbeit überhaupt vorstellen können. Gerade bei freien Arbeiten sollte die Chemie stimmen, damit sich das Projekt für alle Beteiligten lohnt. Klar sollte auch sein, dass man jederzeit mit einer Absage rechnen muss. Sowie man selbst Profile nach „Wunschkandidaten“ für eine Zusammenarbeit beurteilt, passiert das umgekehrt natürlich auch. Und ob mein Portfolio jemanden anspricht oder nicht, kann ich nicht vorhersehen. Also einfach ausprobieren und nicht böse oder gar beleidigt sein, wenn es nicht klappt.

In diesem Fall hat es geklappt und ich bin sehr dankbar dafür, denn diese strahlend dunklen Augen und das tolle Lachen wollte ich unbedingt für mein Portfolio festhalten.

Schwarweiß Studiopotrait mit natürlichem Licht

Das Set ist denkbar einfach. Mein Model sitzt ca. einen Meter von der großen Fensterfront entfernt, das weiche und diffuse Licht von draußen wirkt wie eine überdimmensionale Softbox und umspielt sanft ihren Kopf. Ihre dunklen Haare bekommen einen leicht seidigen Glanz. Um eine geringe Schärfentiefe im Bild zu erreichen habe ich mein 85mm Objektiv aus der Sigma Art Serie verwendet. Auf der Canon EOS 5Ds ein wahres Monster, aber dazu gleich noch ein paar Details.

Um das von außen einfallende Licht zu reflektieren und ihr Gesicht weich und ausreichend aufzuhellen kamen meine beiden selbstgebauden Styropor-Reflektoren zum Einsatz. Sie bestehen aus jeweils zwei ananeinadergeklebte Syroporplatten, die ich auf zwei günstige, rollbare Holgestelle aus dem Baumarkt aufgeschraubt habe. Eine Seite der Platten ist schwarz lackiert. Damit steht mir eine Seite zum Aufhellen und eine Seite zum Abschatten zur Verfügung. Günstig und einfach zu bauen und sehr flexibel und effektiv in der Anwendung! 🙂

Die wie ich finde sehr natürliche Pose ist entstanden, weil ich meinem Model eine weitere Styroporplatte zur leichten Aufhellung der Kinn- und Halspartie in die Hand gedrückt habe. Für ein wunderschönes und natürliches Portrait brauchte es nicht mehr.

Aufnahmedaten:

  • 27. Dezember 2018, 16:33 Uhr
  • Studio am Harressee
  • Canon EOS 5Ds, Sigma Art 85mm f/1.4, bei 85mm, Blende f/1.4, 1/100 Sekunde Belichtungszeit und ISO 200

Abschließend noch ein paar Wort zum eingestzten Equipment. Die Kamera habe ich mir in erster Linie für die Immobilien- und Interieurfotografie gekauft und ich weiß nicht, ob ich sie mir nochmals kaufen würde. Der hochauflösende Sensor der Kamera (ja, das wusste ich vor dem Kauf) ist mega empfindlich und man sollte immer versuchen, mindestens die doppelte Brennweite als Verschlusszeit zu realisieren. In Kombination mit dem 85er Sigma Art, das nicht über einen eingebauten Bildstabilisator verfügt, war es eine echte Herausforderung bei den Lichtbedingungen im Studio ein availabe light Portrait scharf hinzubekommen. Klar hätte ich die ISO auf 400 erhöhen können, aber damit wären wir dann beim nächsten „Problem“ der 5Ds. Die Lowlight-Performance ist im Vergleich zu meinen anderen Kameras und wie man häufiger liest auch zu den Modellen der Mitbewerber alles andere als gut.

Aber gut, das gewünchte Ergebnis haben wir erreicht und ich danke meinem Model sehr für das entgegengebrachte Vertrauen und die tollen Ergebnisse aus diesem freien Projekt!